Inhalt


1. Vorspiel (Teilnahmebedingungen)
2. Symposium
3. Nachspiel (Finanzierung)
4. Presse


1. Vorspiel

Teilnahmebedingungen von Stefan Rosendahl, Januar 2007





Die Bleistiftkorrekturen sind telefonisch mit Stefan Rosendahl neu vereinbart worden:
Die Aufwandsentschädigung wurde von 600 auf 800 € erhöht.
Die während des Symposiums geschaffenen Skulpturen können gegen Materialkostenerstattung vom Künstler erworben werden.

Bewerbungsschreiben

Ulf Lebahn                                              Münster den 07.02.07
Steinfurter Str. 502
48159 Münster


An
Stephan Rosendahl
Schleebrüggenkamp 3a
48159 Münster



Hallo Stephan,

nun ist mir doch noch etwas Denkwürdiges eingefallen, um an Deinem „Internationalen Steinbildhauer-Symposium 2007“ in Münster teilzunehmen. Ich habe Folgendes vor:

Konzeptbeschreibung

„Zwickmühle oder Wie viel Aschenbecher braucht die Kunst oder Wie viel Kunst braucht es, einen Aschenbecher verschwinden zu lassen? Ein praktischer Versuch.“


In den 10 Tagen des Symposiums werde ich versuchen, einen Aschenbecher in Form einer Skulptur in einem ca. 120 cm Höhe x 50 cm Breite x 50 cm Tiefe Baumberger Kalksandsteinrohblock frei herzustellen.

Wegen der relativ freien Herangehensweise muss bei der Bewerbung auf Skizzen, Modelle usw. verzichtet werden. Mir schwebt allerdings eine Form in der Art meiner vergangenen Skulpturen vor (s. Fotos von anderen Steinarbeiten im Anhang).

Selbstverständlich sind die Rahmenbedingungen Bestandteil des Projekts, dazu gehören das Konzept, die Situation, in der es entsteht, und deren Dokumentation, um die ich mich auch kümmern werde und deren Veröffentlichung im Internet ich anstrebe.

Diese Bewerbung bei Dir ist somit Teil des Projektes und dieses Schreiben ein Teil seiner Dokumentation. Somit auch die von uns verhandelten Regeln. Das heißt, ich gehe von Deinem mir im Januar 2007 persönlich hinterlegten Schreiben aus mit der von Dir telefonisch auf 800,- € erhöhten Aufwandsentschädigung und bestehe auf zusätzliche Änderung der Eigentumsverhältnisse wie folgt: Die während des Symposiums entstandene Arbeit gehört zuerst mir, wenn ich Sie für den Materialwert kaufen will. Sollte das Kaufinteresse eines Dritten bestehen, so wird der Preis 50% zu 50% zwischen mir und der Künstlergemeinschaft Schanze e.V. geteilt, wobei mein Anteil nicht unter 2800,- € liegen darf (10 Arbeitstage entsprechen bei 8 Stunden pro Tag 80 Stunden. Bei einem Stundenlohn von 45,- €/Std. macht das 3600,- € minus der 800,- € Aufwandentschädigung ergibt 2800,- €).

Ich würde mich freuen, an Deinem Symposium teilnehmen zu dürfen, und bin zuversichtlich im Interesse aller, einen sinnvollen Beitrag leisten zu können. Im Voraus bedanke ich mich schon einmal für das Vertrauen, das Du mir mit Deiner Auswahl der Bewerber entgegengebracht hast.

Mit freundlichen Grüßen
Ulf Lebahn

Zusage



Klärungsbedarf

Ulf Lebahn                                              Münster den 10.04.07
Steinfurter Str. 502
48159 Münster


An
Stephan Rosendahl
Schleebrüggenkamp 3a

48159 Münster



Hallo Stephan,

schön, dass die Jury mein bei Dir eingereichtes Konzept vom 07.02.07 für würdig befunden hat, am „Internationalen Steinbildhauer-Symposium 2007“ probiert zu werden.
Ich gehe also davon aus, dass alle das Konzept akzeptiert haben, insbesondere die von mir vorgenommenen Änderungen der Teilnahmebedingungen, und bitte Dich, mir das noch einmal schriftlich zu bestätigen. Dein Schreiben vom 29.03.07 könnte zu Missverständnissen führen.

Es wird bestimmt spannend zu sehen, was dann letztlich während des Symposiums entsteht. Ich freue mich darauf und bin ebenso erwartungsvoll.

Bis dann
Ulf Lebahn


Klärung



Porträtfoto

von Ulf Lebahn am 23.05.07 an Stefan Rosendahl

Hallo Stefan,

im Zusammenhang mit dem Bildhauersymposium scheint mir ein verschwommenes, impressionistisch heiteres Porträt, insbesondere im Hinblick auf mein doch sehr schwieriges und anstrengendes Experiment, passend und ausgleichend, deshalb sende ich Dir dieses Bild für das Schildchen. Vielleicht versüßt es ja die Umstände zusätzlich und begeistert auch mich extra? Schein oder Sein das ist hier die Frage. Am Ende meiner Zwickmühle steht wahrscheinlich ein mehr oder weniger widersprechendes Produkt.

Wir werden sehen, bis dann
Ulf

Ulf Lebahn, Steinfurter Str. 502, 48159 Münster, www.arbeitsaufgabe.de, info@arbeitsaufgabe.de



Fotofreude

von Stefan Rosendahl am 24.05.07 an Ulf Lebahn

Hallo Ulf,

ich freue mich über dein sonniges Selbstbildnis. Echt heiter.

Gruß
Stefan

2. Symposium

Die Teilnehmer



Britt's Plan



Britt bei der Arbeit



Britt's Ergebnis



Dominic's Plan



Dominic bei der Arbeit




Dominic's Ergebnis



Henris Plan



Henri bei der Arbeit



Henris Ergebnis



Ossis Plan



Ossi bei der Arbeit



Ossis Ergebnis



Peter's Plan



Peter bei der Arbeit



Peter's Ergebnis



Stefans Plan (Stefan Saxen)



Stefan bei der Arbeit



Stefans Ergebnis




Stephans Plan (Stephan US)



Stephan bei der Arbeit



Stephans Ergebnis




Ulfs Plan



Ulf bei der Arbeit



Ulfs Ergebnis




Mein Eindruck:

Nun ist alles gelaufen, bzw. der praktische Versuch ist getan. Die Arbeit der Dokumentation steht noch aus, aber ich habe eine Feststellung in Stein, eine konkrete Antwort und könnte, nach einer Erholung für Körper und Geist, gleich den nächsten Versuch beginnen. Konkrete Antworten, so abstrakt sie auch sein mögen, machen doch das Leben aus und kostbar.

Mein praktischer Versuch konnte nur entstehen, weil die Umstände für ihn geeignet waren. Deshalb ist es wichtig sie zu dokumentieren.

Das beherrschende Klima ist hier zur Zeit kapitalistisch geprägt. Viele, nicht nur Künstler, arbeiten, ohne das Existenzminimum dieser Gesellschaft zu erreichen. Deshalb war es für mich von Anfang an notwendig und Teil meiner Arbeit, die Teilnahmebedingungen so zu verändern, dass sie mir das Überleben noch ermöglichen. Stefan Rosendahl, mein Verhandlungspartner, ging erfreulicherweise auf diese Forderungen ein und sie galten dann für alle Teilnehmer.

Mein Ansatz, die Kunst und seine Möglichkeit in dieser Atmosphäre zu thematisieren, wurde während des Symposiums unterschiedlich wahrgenommen.

Das Publikum kam in der vorhersehbaren Erwartung: Künstler, die was können, zu sehen. Nicht selten wurden wir, im Gegensatz zu den „Skulptur Projekte“-Teilnehmern, als die wahren Künstler gelobt. In Gesprächen mit einigen Neugierigen habe ich meine Zwangslage ausgeführt. Kann Kunst die Welt abbilden? Kann Kunst die Welt bessern? Ist Kunst eine Form von Trost oder muss Kunst kritisch sein? Schließt das eine das andere aus? waren Fragen, die diskutiert wurden. Viele kamen mir nach dem Gespräch offener vor, auch den „Skulptur Projekten“ gegenüber.

Die Symposiumsteilnehmer waren so verschieden wie Ihre Arbeiten. Eine Auslegung des Symposium in seiner altgriechischen Bedeutung als gemeinsames, geselliges Trinken, kam durchaus nicht zu kurz.

Die Presse nahm uns überwiegend ähnlich wie das Publikum wahr. Der Tenor lautete: Hier gibt es handwerkliches Können zu sehen.

Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit dem Symposium und bedanke mich bei allen Beteiligten, besonders bei Stefan Rosendahl, dem Initiator, ohne den das Symposium nicht stattgefunden hätte.

Vielen Dank für die anstrengend schönen Tage!
Ulf

P. S.: Ich habe meine Arbeit für den Materialpreis von 300,- € gekauft und so 500,- € Gage für die Performance bekommen. Henri hat seine Arbeit ebenfalls gekauft, für seine gesamte Gage, wie er mir sagte. Die anderen haben wir erst mal zu Stefan Rosendahl gebracht. Stefan Saxen will seine später abholen. Was mit den anderen weiter geschieht, ist noch unklar.

3. Nachspiel

Bitte um Offenlegung der Finanzen

von Ulf Lebahn am 13.07.07 an Stefan Rosendahl

Hi Stefan,

vielen Dank noch mal an dieser Stelle für die Ermöglichung meines praktischen Versuchs. Ohne Dich und Dein Engagement wäre diese Arbeit nicht entstanden. Komplett wird sie allerdings erst mit der Dokumentation auf meiner Internetseite und dazu fehlt mir noch die von Dir zugesagte Offenlegung des finanziellen Hintergrundes, ohne den auch nichts entstanden wäre. Ich würde mich sehr freuen bald von Dir die entsprechenden Dateien zugesandt zu bekommen.

Viele Grüße auch an die Familie
Ulf

Es braucht noch Zeit mit der Offenlegung

von StefanRosendahl am 29.07.2007 an Ulf Lebahn

Guten Abend Ulf,

vielen Dank für deine CD.

Ich habe mich sehr gefreut, so schnell etwas von dir nach dem Symposium zu hören. Mir persönlich hat es unheimlich viel Spaß gemacht und ich fand, dass unsere Gruppe einmalig gewesen ist. Die weiteren Infos, die du benötigst, erhälst du bald, wenn ich mit dem ganzen Kram fertig bin. Zurzeit muss ich jedoch zuerst meine Ausstellung vorbereiten, so dass meine Antwort noch etwas Zeit in Anspruch nehmen könnte. Bis dahin wünsche ich dir alles Gute,

dein Stefan

Erinnerung an die Bitte um Offenlegung der Finanzen

von Ulf Lebahn am 16.10.07 an Stefan Rosendahl

Hallo Stefan,

ich hoffe bei Dir läuft alles bestens, Du hast nicht zu viel Stress und ich kann Dich in entspannter Atmosphäre daran erinnern, dass Du mir den finanziellen Hintergrund des 1. Internationalen Steinbildhauer-Symposiums Münster für meine Dokumentation offenlegen wolltest.

Viele Grüße, auch an die Familie
Ulf

Stefans Kostenplan



4. Presse

Die Münstersche Zeitung schrieb am 22.06.07:
Staubiges Bohren am Hafen
Münster
Aus der alten Osmo-Halle klingt der Lärm von Bohrhämmern, Winkelschleifern und zahlreichen Hämmerchen. Nein, es handelt sich nicht um eine Installation der Skulptur-Projekte. Vielmehr arbeiten seit drei Tagen acht Künstler aus England, Norwegen und Deutschland Hand in Hand beim Ersten Internationalen Steinbildhauer-Symposium Münster, darunter drei aus Münsters Partnerstädten York und Kristiansand.
Baumberger Sandstein
Alle haben die gleiche Aufgabe: aus einem zentnerschweren, metergroßen Block Baumberger Sandstein ein Kunstwerk zu erstellen. Bis zum 30. Juni haben sie Zeit. Dann werden die Ergebnisse bei einer Finissage vorgestellt. Der Clou ist aber, dass man den Künstlern bis dahin montags bis samstags von 9 bis 18 Uhr über die Schulter schauen darf. Dabei sollte man sich nicht von den Staubschutz-Masken mancher Bildhauer abschrecken lassen. Die sind zwar wirklich notwendig, wenn Peter Coates aus York mit seinen Kollegen so um die Wette bohrt und meißelt, dass riesige Staubwolken emporsteigen. Doch der Staub verschwindet durch die zum Kanal offene Halle auch schnell wieder. Coates staunt nicht schlecht, als er seinem Riesenei-förmigen "Cage" lineare Strukturen zufügt: "Echt verrückt, ihr habt in Münster exakt die gleichen Sandsteine wie bei uns in York."
Die Norwegerin Britt Monrad-Krohn schätzt die lockere Stimmung in der "schön rauen" Osmo-Halle: "Da kann man so richtig alles rauslassen."
Manche Bildhauer haben schon viel geschafft und kontrollieren, auf Baumstämmen sitzend, mit wachen Augen ihre Skulptur. Andere scheinen jetzt erst richtig loszulegen, und ausgerechnet Stephan Us aus Münster plagt seit dem ersten Tag ein Tennisarm. Dabei gilt Sandstein, so Kurator Stefan Rosendahl, als "gutmütiges Material". Alle Kunstwerke werden übrigens im Fundus der Freien Künstlergemeinschaft Schanze landen. Sie organisiert das Symposium gemeinsam mit der Stadt. - Peter Sauer


Die Westfälischen Nachrichten schrieben am 23.06.2007:



Die Glocke schrieb am 30.06.2007:
Künstler öffnen mit dem Hammer ihr Herz aus Stein

Münster (gl). Wenn Reinhard Osiander jetzt kräftig zuschlagen würde, wäre das fatal. Dann wäre die Nase seiner gerade geschaffenen Skulptur ab. Unwiderruflich. Sandstein kann man nicht leben. Osiander nimmt den Meißel in die linke Hand, umschließt den Hammer mit der rechten noch etwas fester und schlägt zielsicher: „Ich weiß ja, was ich tue“, winkt er ab und bearbeitet sanft das Gesicht seiner Statue. „Aber“, sagt der Bildhauer und hält inne, „andere sind ziemlich berühmt geworden, weil ihre Figuren keine Nase hatten, oder?“
Der Bremer Reinhard Osiander ist Realist: „Das wird bei mir sicher noch etwas dauern, ich lass die Nase lieber dran.“ Und wenn seine Skulptur doch in die Kunstgeschichte eingehen sollte, dann wäre das vor allem Werbung für den Ort und die Gelegenheit, wo er sie schuf: das erste Bildhauerei-Symposium in Münster. In den Osmohallen am Kreativkai der Domstadt werkelten in den vergangenen knapp zwei Wochen acht Künstler aus York in England, Kristiansand in Norwegen, Bremen und Münster an Blöcken von Baumberger Sandstein.
„Zwei Wochen Zeit, das war für viele schon Arbeit nonstop“, blickt Reinhard Osiander zurück. Noch vor einigen Tagen hatten die acht Künstler nur einen Kubikmeter Sandstein vor sich. Eine unförmige Tonne. Doch an Ideen mangelte es nicht, die Veranstalter um Kurator Stephan Rosendahl hatten vorgebeugt. Die Teilnehmer mussten sich mit Vorschlägen oder kleinen Modellen bewerben. Auch Osiander hatte eins eingereicht. Einen Sportler wollte er aus Stein fertigen, aber das Modell hat sich mittlerweile selbst überholt: Dass manche Zuschauer, die den Künstlern während des Symposiums über die Schulter schauen, sagen, seine Arbeit gliche einem Soldaten, stört ihn nicht. Er lacht. „Wenn es ernst gemeinte Sichtweisen sind, hilft das sogar.“ Osiander ist ein Routinier, hat Kunst studiert, ist 15 Jahre Bildhauer und wird scheinbar nie nervös.
Die meisten Künstler fertigen figürliche Motive in Münster. Teils sind sie schon jahrelang im Geschäft oder absolute Neulinge wie die Norwegerin Britt Monrad-Krohn. Sie bildete eine Hügellandschaft ab, ein anderer meißelte zwei Füße, es entstand das Gesicht einer jungen Dame, ein anderer schuf eine Fantasieskulptur passend zu einem Gedicht. Doch wer auch immer was in den Kunstwerken sah: Die Auseinandersetzung mit der Kunst ist ein wichtiges Anliegen des Symposiums. So fragte Urs Lebahn (Münster) bildhauerisch: „Wie viele Aschenbecher braucht die Kunst? Oder wie viel Kunst braucht es, um Aschenbecher verschwinden zu lassen?“ Verwirrend? Der Künstler löst auf: „Hier geht es immer um die Frage, was Kunst sein kann.“ Eine Frage, auf die es in den Osmohallen mindestens acht Antworten gibt.